Visual- and Design Rhetoric

a four-step qualitative analysis method

I. Formal analysis

Die technisch-materielle Beschaffenheit eines Designartefaktes trägt wesentlich zu der Gesamterscheinung sowie -wirkung bei. Hierbei werden Art und Produktion des Artefakts, Format, eingesetzte grafische Mittel, das Layout/Gesamtanmutung, der/die Bildinhalt/topoi, die Bildgestaltung, die Typografie auf Mikro- und Makroebene sowie die verwendeten Farben betrachtet und erste Resultate als Basis für die visuelle Diskursanalyse formuliert.

II. Effect analysis & investigation of specific design means in correlation with specific intent

Blickt man hier im Sinne Gillian Rose’s mit einer spezifisch ethnografischen Perspektive auf visuelle Diskurse ist es wichtig, Blickregime zu untersuchen, die sich aus der Art der Abbildung, dem Blickwinkel und der Kontextualisierung generieren.

  • MA Thesis Maria Mahd A. Thematic Analysis B. Technical analysis

MA Thesis Lara Kothe

Zur visuellen Diskursanalyse

Schritt 1: Schilderung Der erste Schritt beinhaltet eine Schilderung dessen, was zu sehen ist. Hierbei werden die visuellen (Bildmaterial, Illustrationen, Grafiken) sowie sprachlichen Elemente (Bildunterschriften, Begleittext) der zu untersuchenden Publikationen beschrieben. Dazu muss die Voraussetzung des Bewusstseins um den kulturellen Kontextes gegeben sein. Mithilfe der vorangehenden Methode der Literaturrecherche wird dieser hergestellt. Die Schilderung wird als Grundlage für weitere Fragestellungen genutzt: Gibt es Verweise des Sichtbaren auf Nicht-Sichtbares, was auf der visuellen Ebene nicht oder nicht direkt zu erkennen ist? Ziel ist es, das Zu-Sehende mit dem Unsichtbaren (also dem umfassenderen sozialen Sinn) in Verbindung zu bringen, was entweder nicht für zeigenswert erachtet wurde oder aus technischen Gründen nicht zeigbar ist. Dieser erste Schritt wird mit einer ausgewählten Expert*innengruppe durchgeführt, um eine grosse Bandbreite an Beschreibungen sowie Interpretationen zur Verfügung zu haben. (Fragestellung: Was sieht man? Wie ist der Aufbau? Wer zeigt wen wie? Wie wird dargestellt? Was ist nicht zu sehen? … )

Schritt 2: Mediale Rahmung Es tragen mediale Dispositive der (Re-)Produktion sowie Distribution zur Herstellung des Sinns bei. Das heisst, es wird untersucht, in welcher Form und unter welchen Umständen das Artefakt entstanden ist und rezipiert wird. Die Art und Weise des Zustandekommens sowie die jeweiligen Adressat*innen müssen Teil der Analyse werden, ebenso wie das Medium selbst. Dieser Produktions- und Rezeptionsprozess ist bereits Teil des sozialen Sinns, das bedeutet, er ist Teil der diskursiven Ordnungen von Sicht- und Sagbarkeiten, die rekonstruiert werden. 53 Zudem findet eine Konzentration auf den kommunikativen Sinn der Druckerzeugnisse statt, da sie einen Resonanzraum darstellen, der zur Kritikäusserung und zur Aktivierung des Zielpublikums genutzt wird. (Fragestellung: Wie ist die Publikation entstanden? Wo tritt die Publikation auf? In welchem Zusammenhang? Was ist das Zielpublikum? Was ist der soziale, politische, historische Kontext? …)

Schritt 3: Fokussierte Analytik Hier werden die in Schritt 1 formulierten Sinnbezüge in Bezug auf ihre Geschichtlichkeit und ihre transportierten Wirkungen erschlossen. Es wird der Rahmen der gestalterischen Handlung in Bezug auf die gesellschaftliche Wirkung rekonstruiert. Das geschieht, indem versucht wird, den Sinn der Handlung nachzuempfinden, zu verstehen wie der Sinn durch die visuelle Beschaffenheit transportiert wird sowie welche Auswirkungen er durch diese Beschaffenheit hat. Hierbei kommt die eigene gestalterische Expertise zugute. Da diese designerischen Handlungen bereits selbst vollzogen wurden, um Sinnzusammenhänge zu stiften, fällt die Nachempfindung leichter und werden Aussagen über die angestrebte Wirkungsintention authentischer. In diesem Schritt werden andere Publikationen als Vergleichsmomente hinzugezogen. (s. Kap. 2.2.4., Vergleich mit historischen und zeitgenössischen Selbst- und Mainstreampublikationen, um Dissoziationen und Assoziationen herauszuarbeiten.) (Fragestellung: Mit welchem Element wird Kritik geübt? Was ist die visuelle Erscheinung von Kritik? Gibt es kritische visuelle Topoi? Wo finden sich Konzepte der Dissoziation und der Assoziation ?)

Schritt 4: Zusammenfassung In einem vierten Schritt werden die Erkenntnisse der Forschungsmethode zusammengefasst. Es findet der Versuch einer Verallgemeinerung statt. Ziel ist es, Begrifflichkeiten zu kreieren sowie Aussagen zu treffen, wie und in welcher Form visuelle kritische Narrative entstehen und wie über sie gesprochen werden kann.