Beim Metzger - Notizen

Es war -2° und ich bin da gute 2h drin gestanden. Die Schlachtung ist sehr pragmatisch, ab und an ein Funken Zuneigung zum Tier. Ein Wort, eine Berührung, ein sorgfältiger Umgang. Die Metzger gehen sehr gekonnt mit kleinen Messern vor. Bei groben Arbeiten helfen archaische Maschinen beim Hälften oder Kuhhaut abziehen. Es riecht speziell, etwas zwischen Mageninhalt und Eisen und es dampft oft. Blut ist keine Mangelware und auch sonst gibt es viel Abfall. 12 Schweine, 4 Kühe, 3 Schafe und ein Muni im Vormittag. Am Nachmittag wird nur noch geputzt. Der Stauraum ist voll. Die essbaren Eingeweide werden sorgfältig zu den entsprechenden, mittlerweile nackten, Körpern gehängt. Ein nackter Kuhschädel kann ganz lustig, wenn auch grotesk aussehen.

Eigentlich war ich wegen dem Muni da. Der Metzgermeister heisst Adrian, der Muni auch. Er wehrt sich, wird nervös und es braucht drei Bolzen bis er gelähmt ist. Sie schneiden ihm die Kehle durch und warten bis er ohnmächtig wird. Dabei atmet er tief. Alles dampft. Er nimmt einen letzten richtig grossen Atemzug, danach ist Stille.

Die Muskeln der Bein- und Kopflosen, ausgeweideten und gehäuteten Tierhälften bewegen sich oft noch, zucken leicht und rythmisch.

Ich frage mich, was hier wohl für ein Microbiome vorherrscht.Danach habe ich mit den Metzgern zu Mittag gegessen. Hackätzli mit Rettich und Halsspeck, dazu Pasta an Tomatensauce und gemischtes Tiefkühlgemüse. Ich hab mich ein wenig mit ihnen ausgetauscht, auch wenn ich jedes dritte Wort des Dialekt wegens nicht verstand. Aber über Zermatt und Schneefall, über das Pferd vom Onkel, den Chef und die Arbeit und über alten Eistee haben wir gesprochen. Ganz nah an der Basis.