Conversation with E.B.

Was fällt dir zum Thema Design und Religion/Spiritualität ein?

Gedanken zu Design und Religion/Spiritualität:

  • Schöpfungstheologisch: Gott als Gestalter*in

  • Gott wird immer wieder als “schön” beschrieben, und als gläubige Person empfinde ich das selber auch so. “Schön” als Kategorie, die anders ist als typische Gottesprädikate wie “allmächtig” o.ä., Schönheit berührt mich tief und auf einer nichtkognitiven Ebene. Der spätmittelalterliche Theologe Thomas von Aquin definierte im Spätmittelalter als göttliche Massstäbe für Schönheit Unversehrtheit, Verhältnismässigkeit und Klarheit.

  • Anthropologie: Der Mensch als kreatives Wesen. In der Bibel ist der erste Mensch, der die Kraft des Heiligen Geistes erhielt, ein Gestalter (Bezalel, der Künstler, der die Bundeslade hergestellt hat).

  • Design in der Kirche: Früher sehr wichtig (Architektur der Kathedralen, Altarbilder etc., auch gezielt eingesetzt, um ein bestimmtes Gefühl bei den Gemeindemitgliedern zu erzielen). In der Reformation gab es einen “Bildersturm”, es ging nur noch um “das Wort”, also Bibel und Predigt, alles andere wurde als Ablenkung empfunden (Rituale, Bilder etc.). Bis heute in der ref. Kirche oft vernachlässigt: Praktisch geht vor, viele haben wenig Empfinden für Design. Es gibt aber auch kulturelle Nischen, z.B. Kunstprojekte in Kirchen (z.B. Kirche Winterthur Veltheim) oder Verbände von christlichen Kulturschaffenden (artsplus.ch). Ein Projekt, das ich super spannend finde, ist das “Sacred Design Lab” (https://sacred.design/).

  • es gibt in der Schweiz ein christliches Kunstmagazin (BART: http://www.bartmagazin.com/ )

  • ausserhalb des Christentums kenne ich mich weniger aus. Spannend ist z.B., dass das Bilderverbot im Islam dafür die wunderschöne Kalligrafie entstehen liess.

  • in alten Religionen (z.B. in Mesopotamien 2000-3000 v.Chr., aber auch Ägypten) gehörten Design und Religion eng zusammen (wie überhaupt das religiöse und das profane Leben nicht zu trennen waren), z.B. bei der Gestaltung von kultischen Gegenständen, die man heute bei archäologischen Ausgrabungen findet (normale Gebrauchsgegenstände wurden viel weniger aufwendig gestaltet)